2019: Ein Sommernachtstraum

„Durch die Zerrüttung weit und breit ändern sich Jahreszeiten:

Das Frühjahr und der Sommer, der Ernteherbst, der raue Winter
tauschen die Kleider unter sich-
die Welt wird irr an ihren Früchten, weiß nicht, wer was ist.“

Mit dieser poetischen und doch auch nüchternen Beschreibung der Ausgangssituation im „Sommernachtstraum“ führt die Figur der Elfenkönigin Titania ihren Streit mit Gatten Oberon im Reich der Feen und Kobolde dem Theaterzuschauer plastisch vor Augen.
Während in der Menschenwelt der Krieg zwischen Athens Herrscher Theseus und der Amazonenkönigin Hippolyta gerade beendet wurde und nun der Frieden mit einer Hochzeit besiegelt werden soll, geht der Zwist des Elfenpaares, geführt aus Eifersucht und mit gegenseitigen Beschuldigungen der Untreue, in die nächste Runde.
Feenkönig Oberon (Wolfgang Braunstein) beauftragt seinen Kobold Puck (Lucas Müller), ihm eine Blume zu besorgen, mit der er Titania (Christina Jakobs) liebestoll für jedes beliebige Wesen machen kann, das ihr Auge nach der Verzauberung als erstes erblickt, um sich an ihr zu rächen.
In diesen Kampf der Geschlechter und Elemente im Zauberwald werden Menschen aus der realen Welt hineingezogen. Zum einen vier junge Liebende, die aus Verzweiflung über ihre Lage Athen heimlich verlassen haben. Lysander (Janek Graß) schwärmt für die schöne Hermia (Mara Braunstein) und will mit ihr fern der Heimat leben, weil sie ihr Vater bereits gegen ihren Willen dem Demetrius (Guntram Raquet) versprochen hat, der die Verfolgung aufnimmt und von der für ihn bis zur völligen Selbstaufgabe schmachtenden Helena (Ann-Kathrin Stengel) begleitet wird.
Gleichzeitig zieht es noch einen Trupp Handwerker unter Führung der theaterbegeisterten Meisterin Squenz (Debora Thomas-Chmielus) in die Abgeschiedenheit der nächtlichen Natur, um dort ungesehen für ein selbstverfasstes Schauspiel zu Ehren des fürstlichen Brautpaares zu proben, mit dem man sich vollkommen naiv erhofft, Ruhm und Reichtum zu erspielen. Vor allem der vor Selbstbewusstsein nur so strotzende Zettel (Markus Mohr) glaubt an den zweifelhaften Erfolg der laienhaft einstudierten Darbietung.
Kobold Puck treibt mal mehr, mal weniger absichtlich seine Späße mit den Menschen, hetzt sie mit Hilfe der Liebesblume fast in den Wahnsinn und verzaubert Zettel in einen Esel, zu dem sich die Elfenkönigin, wie von Oberon gewünscht, magisch hingezogen fühlt… solange, bis der Tag dem Spuk der Nacht ein Ende bereitet.
Mit „Ein Sommernachtstraum“ ist William Shakespeare die berühmteste und meistgespielte Komödie aller Zeiten gelungen und das Drama gilt auch als eines seiner komplexesten und vielschichtigsten. Die Sprache des Schauspiels ist so variantenreich und individuell wie ihre Figuren und passt sich je nach Charakter und Stand dem jeweils Sprechenden an.
Die Realität und Rationalität der Menschen wird kontrastiert durch den Gegenentwurf der Phantasie und ungehemmten Emotionalität im Reich der Feen, Elfen und Kobolde.
Und wie so oft im phantastischen Kosmos Shakespeares ist die Welt aus den Fugen, muss wieder eingerenkt werden und hält damit der wahren Entsprechung den Spiegel vor.
Das Dramatische Hoftheater will dem Zuschauer das hochspannende Gefühlsspektrum der Figuren Shakespeares, die nicht eindeutig tragisch oder komisch sind, sondern immer beides in sich tragen, äußerst unterhaltsam vermitteln. Denn der Zauberwald lässt offen, ob das Erlebte Wirklichkeit oder Einbildung ist und ob es einen Albtraum oder einen Wunschtraum für das Individuum darstellt.
Der einfach-einfältige Handwerker Zettel bringt es auf den Punkt:

„Des Menschen Auge hat’s noch nicht gehört,
des Menschen Ohr hat’s noch nicht gesehn,
des Menschen Hand kann’s nicht schmecken,
seine Zunge nicht erfassen
und sein Herz nicht erzählen,
was das für ein Traum war!“

Inszenierung: Markus Mohr

Dramatisches Hoftheater

Anfahrt

Herrenhof Mussbach
Herrenhofstraße 6
67435 Neustadt/Wstr.